Eindrücke eines KV-Mitglieds

Die Zeiten sind alles andere als einfach für diejenigen, die vor Jahren entschieden haben, in ihrer Kirchengemeinde im Vorstand mitzuarbeiten, denn seitdem die Landeskirche einen fundamentalen Umstrukturierungsprozess in die Wege geleitet hat, verbringen die ehrenamtlichen Kirchenvorsteher*innen ihre Zeit vor allem in Gremiensitzungen. Zu wenige Pfarrer und Pfarrerinnen, zu wenige Gemeindemitglieder, zu wenig Geld, aber viel zu viele Gebäude, viel zu viele Aufgaben. Das alles führt dazu, dass die einzelne Ortsgemeinde, wie wir sie mit ihrem Pfarrer oder ihrer Pfarrerin, ihrem Kirchengebäude und ihrem Gemeindeleben kennen, gar nicht mehr existieren kann. 

Und so lautet der Beschluss, dass man etwas ändern muss. 

Aber was? Und wie? Und was nicht? Die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen-Nassau hat beschlossen, die kleinen Ortskirchengemeinden in „Nachbarschaftsräume“ („NBR“) aufgehen zu lassen, hat dann aber die kleinen Gemeinden mit dem Auftrag, diese Umstrukturierung zu gestalten, ziemlich allein gelassen. Und nun sitzen die Kirchenvorstände in „Steuerungsgruppen“ und Arbeitsgruppen und anderen Gremien, begutachten Gebäude, entwerfen Satzungen und Konzepte, entscheiden über Verwaltungssitze und und und...

Der Nachbarschaftsraum „Gerauer Land“ reicht von Worfelden bis Astheim. Und alle Kirchenvorstände dieser vielen Gemeinden bilden ab dem 1. Januar einen „Gesamtkirchenvorstand“. 

Mein ganz persönlicher Eindruck: Viele fürchten, dass ihre eigene Ortsgemeinde „untergeht“, dass es keine Pfarrperson mehr gibt, die vor Ort ansprechbar ist, dass das Engagement vor Ort stirbt. … Ich weiß nicht, ob die optimistischen Formeln von „Chancen“ und „Synergien“ gegen diese Sorge der Kirchenvorstände ankommt. 

Aber es hilft ja nichts: Wie sagte einer der Kirchenvorsteher in meiner Gruppe: „Wir müssen Ehrlichkeit wagen.“

Alles andere als einfache Zeiten für die Kirchenvorstände im „Gerauer Land“. 

Aber wir können es nicht aussitzen, wir müssen uns bewegen.